Filmkritik Mad Max: Fury Road

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Überraschung, Sensation? Auf Mad Max: Fury Road trifft beides zu. 30 Jahre nach dem letzten Teil Mad Max: Jenseits der Donnerkuppel erschien er, lange angekündigt, 2015 und hob die Filmreihe auf ein ganz neues Niveau. Mit fast 400 Millionen Dollar Einspielergebnis und 6 Oscar-Auszeichnungen und -Nominierungen als Bester Film und für die Beste Regie eingeschlossen, avancierte er zu einem der besten Actionfilme aller Zeiten. Zudem ist Tom Hardy als neuer Mad Max die perfekte Wahl. 

Ein Actionfilm wie eine große Oper

Für Mad Max: Fury Road gilt: Größer, weiter, besser. Was der damals 70-jährige Regisseur George Miller an Energie und Wucht auf die Leinwand zaubert, ist spektakulär. Mühelos lässt der Film Vergleiche mit anderen Action-Filmen hinter sich und definiert bis heute, was einen Action-Film ausmacht. 

Wie in einer großen Oper geht es auch in Mad Max: Fury Road nicht um eine tiefgründige, differenzierte Story, sondern um Momente und das große Ganze – in diesem Fall große Themen wie Überleben und Hoffnung auf ein besseres Leben. Wie in großen Opern gelingt das dem Film mit Bravour, der Film ist von Anfang bis Ende ein Spektakel der Spitzenklasse. Wir sehen atemberaubende Bilder dank der phänomenalen Kameraarbeit von John Seale, der dafür zurecht Oscar-nominiert war.

Ebenfalls operntypisch ist das Gespann von Mann und Frau. Mit der Figur der Furiosa (Charlize Theron) führt Miller eine authentische Frauenfigur ein und stellt sie an Max Seite. Ihre Mission, eine Gruppe Frauen ins „grüne Land“ zu führen, einem paradiesischen Ort aus Furiosas Kindheit, impft der Reihe sowohl Weiblichkeit, als auch Hoffnung ein. Das tut der Story gut.

Ein Highlight ist auch der Filmschnitt, für den Millers Ehefrau Margaret Sixel verdient einen Oscar gewann. Die Auswahl der spektakulär gefilmten Bilder und ihre großartige Montage geben Mad Max: Fury Road noch mehr Energie und schwindelerregendes Tempo. Wichtig dabei: Uns bleiben hektische Schnittorgien erspart, die schlechte Action kaschieren sollen. Hier stimmen Puls um Umsetzung. 

Handgemachte Action für das Actionkino von heute

Ganz klar, die Action ist der Star, und sie braucht keine Erklärungen, um zu wirken. Miller vertraut seinem Timing und seinem Gespür für das ganz, ganz große Spektakel. So erschafft er Action-Szenen für die Ewigkeit. 

George Miller, der bereits die ersten drei Mad-Max-Filme schrieb und inszenierte, setzte auf echte Stunts mit echten Vehikeln und echten Menschen. Eine gute Entscheidung! Denn nicht nur, dass diese handgemachte Action in jeder Hinsicht überwältigend ist, sie wirkt vor allem auch in jeder Hinsicht echt. Computereffekte kamen natürlich ebenfalls zum Einsatz, vor allem bei Hintergründen und Landschaften, aber auch, um getrennt voneinander gefilmte Actionszenen zu einer einzigen zusammenzufügen. 

So oder so bleibt Miller dem Look der ursprünglichen Trilogie treu, visuell, ästhetisch wie auch technisch. 

Der Weg in Hoffnung und Erlösung: Story und Charaktere

Alles Spektakel macht jedoch Story und Charaktere nicht überflüssig, und hier ist Mad Max: Fury Road glücklicherweise geradlinig und stimmig. Ausgehend von einer apokalyptischen Welt haben sowohl Max Rockatansky als auch die neu eingeführte Furiosa starke, nachvollziehbare und menschliche Motivationen, die sie zu ihren Taten antreiben.

Erzählt wird mit modernen Mitteln die Geschichte des Wegs in Hoffnung und Erlösung. Hoffnung und Erlösung: Diese beiden zentralen Worte fallen auch an zentralen Stelle. Wir folgen zwei Menschen, die sich vorgenommen haben, das alte, schreckliche Leben hinter sich zu lasen – aber auch, andere Menschen in eine bessere Zukunft zu führen. Man kann es als Weg ins Paradies beschreiben, eine Geschichte so alt wie die Menschheit. Mit Max und Furiosa haben wir es mit zwei Erlöserfiguren zu tun, die ihr eigenes Wohl an das anderer Menschen knüpfen. Sie sind zwei getriebene Menschen, die noch wissen, wie ein besseres Leben aussieht. Dorthin zurückzukehren, ist ihre große Sehnsucht. In der postapokalyptischen Welt des Wahnsinns, in der Warlords und Verrückte die Zivilisation abgelöst haben, sind sie die Helden, ohne Erlöserfiguren zu sein.

Erlöserfiguren kommen schlecht weg in Mad Max: Fury Road. Immortan Joe, der Herrscher der Zitadelle und Zentrum eines pseudoreligiösen Wahns, ist ein Barbar, ein Schlächter, ein Wahnsinniger. Menschliche Züge hat er kaum, als durchgeknallter Cyborg hält er eine Schreckensherrschaft aufrecht, die keine Menschen duldet, sondern nur Funktion. Kaum noch menschlich, gibt es nichts Menschliches in seinem Reich – vor allem, nachdem seine „Schätze“ mit Furiosas Hilfe geflohen sind, seine Frauen, die er eher als Gebärmaschinen benutzt. 

Ganz anders Max und Furiosa. Sie haben mit dem „grünen Land“ nicht nur ein ortbares Paradies als Ziel, sondern auch ein moralisches: Die Menschlichkeit der Zivilisation, die man neu aufbauen muss.

Beiden geht es ums Große, Zugrundeliegende. Das ist so geerdet, dass alle es verstehen. Diese klaren, allgemeingültigen Motivationen ermöglichen es Miller auch, so wenig Worte wie möglich einzusetzen. Wo Filme wie Bad Boys in endlosem, dümmlichen Geplapper ersaufen, geht es in Mad Max: Fury Road glücklicherweise wortkarg zur Sache, um die es schließlich geht.

Während Max Geschichte aus den vorangegangenen Filmen mit Mel Gibson als Mad Max als Vorwissen vorausgesetzt wird, bietet Furiosa einen interessanten, vielschichtigen Charakter. Beide eint ihr Verlust, ihre Lebenstragik und ihr Wunsch auf ein besseres Leben. Und wir können trotz allen Actionbombasts mitfiebern, denn wir fühlen mit den beiden mit. Mehr braucht ein perfekt funktionierendes Actionspektakel auch nicht – wie auch die großen Opern nicht mehr benötigen. 

Furiosa wurde so eine beliebte Figur, dass 2024 der Film Furiosa: A Mad Max Story startet, ebenfalls von George Miller.

Mad Max: Fury Road ist also ein Spektakel der Superlative und der Archetyp eines perfekten Actionfilm: Rasant, treffsicher, grandios gemacht – schlicht ganz, ganz großes Kino.

Mad Max: Fury Road
Australien/USA 2015
Regie: George Miller
Mit: Tom Hardy, Charlize Theron, Nicholas Hoult, Hugh Keays-Byrne, Zoë Kravitz
Produktion: Warner Bros.
Länge: 120 Minuten
FSK: 16

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