Filmkritik Der Spion, der mich liebte

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Als Der Spion, der mich liebte 1977 in die Kinos kam, hatte das James-Bond-Franchise eine harte Zeit hinter sich. Die beiden vorangegangenen Bond-Abenteuer sollten den neuen Darsteller Roger Moore erfolgreich etablieren, doch war das Gegenteil eingetreten: Der 1975 erschienene Der Mann mit dem goldenen Colt war weit hinter den Erwartungen zurück geblieben. Es folgte vor allem hinter der Kulissen eine turbulente Zeit, in der es um Geld und Einfluss ging, und so war es ein Wagnis, mit Der Spion, der mich liebte in die Vollen zu gehen: Ein deutlich höheres Budget, ein verlässlicher Regisseur – vor allem aber eine bewusste Abkehr von Connerys Bond-Verkörperung. Heraus kam ein riesiger Erfolg, der auch heute noch unglaublich viel Spaß macht wie kaum ein anderer Bond-Film 70er-Jahre. Der Spion, der mich liebte prägte mit seiner Erzählweise, den Gadgets, Moores Stil und den Schauplätzen das Bond-Franchise für die nächsten Jahrzehnte. 

Mit knapp 200 Millionen Dollar spielte Der Spion, der mich liebte das Doppelte seines schwächelnden Vorgängers ein und erhielt als bislang einziger Bond-Film drei Oscar-Nominierungen, sowie einen für die beste Filmmusik.

Der Spion, der mich liebte hatte einfach alles: Einen größenwahnsinnigen und grimmigen Bösewicht, eine pikante Kalter-Krieg-Story, Emotion, coole Gadgets wie tauchfähige Autos oder Armbanduhren mit eingebautem Telex, traumhafte Sets vom Visionär Ken Adam und nicht zuletzt wieder ein knalliges Finale in XXL.

Bond-Darsteller Roger Moore bezeichnete Der Spion, der mich liebte als seinen liebsten Bond-Film, und heute wie damals gilt er als stilbildend für die Moore-Ära und alle weiteren Filme.
Was war geschehen?

Es war Regisseur Lewis Gilbert, der den Weg für einen neuen Bond-Ansatz frei machte: Seiner Meinung nach hatte man mit den beiden ersten Bond-Filme mit Roger Moore den Fehler gemacht, Moore wie Connery spielen zu lassen, anstatt einen neuen Ansatz zu ermöglichen. In Der Spion, der mich liebte wurde Moores Bond nun eleganter und humorvoller. Das passte zur verspielteren Story mit Unterwasserstationen, tauchenden Autos, aufklappbaren Riesentankern und Eisenbeißern. Gilberts Der Spion, der mich liebte zelebriert den augenzwinkernden Wahnsinn und macht bei Weitem mehr Spaß als zahlreiche Bond-Filme zuvor. Gilbert hatte 1967 schon den maßlos verrückten Man lebt nur zweimal inszeniert und damit den bislang größten Giga-(und Gaga-)Beitrag zur Serie geleistet. 

Im Gegensatz zu den realistischeren Vorgängern Der Mann mit dem Goldenen Colt und Leben und Sterben lassen erzählt Der Spion, der mich liebte vor dem Hintergrund des damals hochbrisanten Kalten Kriegs eine klassische, herrlich altmodische Spionage-Geschichte und würzt sie mit spektakulären technischen Finessen. Mit Curd Jürgens hat der Film einen würdigen Bösewicht, der an Gerd Fröbes Rolle in Goldfinger heranreicht. Vor allem aber ist die Figur des »Beißer« im Gedächtnis geblieben: Der wortlose Riese, der mit seinem Stahlgebiss Eisen zerbeißt, wurde so beliebt, dass er auch im Nachfolger Moonraker auftauchte. 

Der Film ist einer der unterhaltsamsten der ganzen Reihe und auch heute noch kaum angestaubt. Dafür sorgt nicht nur Bonds neues Auto, der futuristische Lotus Esprit, sondern auch die großen Sets, in denen die Action stattfindet. Das riesige Set im Finale wurde in der damals eigens für den Film gebauten größten Filmhalle der Welt errichtet – für den explodierenden Riesentanker kam immerhin ein 20 Meter langes Modell zum Einsatz, das genug Realismus erlaubte.  

Getoppt wurde der Film nur noch vom Nachfolger Moonraker, der das Franchise aber letztlich ins Absurde überdehnte. Einer der besten Bonds überhaupt: Knallig, humorvoll, kurzweilig und enorm unterhaltsam. 

Der Spion, der mich liebte – OT: The Spy Who Loved Me – GB 1977 – Regie: Lewis Gilbert – Mit: Roger Moore, Curd Jürgens, Barbara Bach, Richard Keel

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