Filmkritik Dune: Part Two

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Epos ist zwar ein strapazierter Begriff, und doch ideal für Dune: Part Two, den man natürlich ohne Teil 1 nicht denken kann. Der war bereits ein Epos für sich, nun ergeben beide Teile das über 5-stündige Epos, das die Geschichte des weltberühmten Romans bis zum Ende erzählt.

Größer, länger, komplexer, prominenter

Es stimmt: So ein übergroßes Filmepos wie Dune: Part Two von Meisterregisseur Denis Villeneuve hat man lange nicht mehr im Kino gesehen: Konsequent auf visuelle und akustische Überwältigung produziert, lang, groß und ausladend, um damit die gewaltige Geschichte zu erzählen, die Autor Frank Herbert mit seinem Roman 1965 in die Welt gesetzt hat. Auch die Darstellerriege kommt einem prominenten Schaulaufen gleich. Prominenteste Neuzugänge sind Austin Butler (Elvis), Christopher Walken, Florence Pugh (Midsommar) sowie Léa Seyoux.

Dune: Part Two übertrifft in Ausmaß und Länge den überragenden Vorgänger und ergänzt ihn. Das macht ihn allerdings auch mit mehr Figuren und mehr Intrigen und Absprachen komplexer als Teil 1.

Da dieser so gestaltet werden musste, um bei einem Misserfolg notfalls allein stehen zu können, muss Teil 2 nun viele Aspekte und Hintergründe der Geschichte transportieren, die Teil 1 noch nicht geliefert hat. So geht es nun deutlich dichter zur Sache. 

Neben mehr Laufzeit und mehr Action gibt es nun mehr Einblick in das komplizierte Geflecht dieses überreichen, komplexen Universums. Schon die über 700-seitige Buchvorlage macht es beim Lesen nicht einfach: Über Jahrtausende geplante und durchgeführte Zuchtprogramme, gewachsene Mythologien und religiöse Anschauungen, politische Hintergründe und Intrigen machen schon die über 700 Seiten dicke Buchvorlage nicht einfach. Umso schwieriger, diesen gigantischen Fundus angemessen in Filmform zu bringen. 

Unterschiede zur Romanvorlage

Das gelingt den Drehbuchautoren Denis Villeneuve und Jon Spaihts mehr als ordentlich. Einiges wird im Film griffiger als in der sperrig zu lesenden Romanvorlage. Der Film bügelt literarische Klippen aus, indem er einfach zeigen und kurz erklären kann, was der Roman nur häppchenweise, kompliziert und teilweise verkopft verstreut. Ja, manches fällt dabei unter den Tisch oder wird anders erzählt, manches anders gewichtet: Die Eingriffe in den Plot fallen damit zwar größer aus als im ersten Teil, dennoch bleibt Dune: Part Two eine weitgehend werkgetreue Adaption des Romans.

Nicht jede dieser Freiheiten wird jedem gefallen. Chanis Charakter wird ausgebaut und modernisiert, die Handlung erstreckt sich nicht wie im Buch über einige Jahre, sondern lediglich über Wochen oder Monate – was sich letztlich im Finale niederschlägt. Auch die Bene Gesserit und ihre Rolle bleiben gegenüber dem Roman nicht unverändert. Grund dafür kann die bald erscheinende TV-Serie Dune: Prophecy sein, die sich der Schwesternschaft widmet.

Große Schauwerte für die große Leinwand

Regisseur Denis Villeneuve nimmt sich weiterhin vor, bei Schauwerten, Musik, Kamera, Set-Design und Kostümen hemmungslos zu klotzen. All das gehört auf die Leinwand und ins Kino wie schon der erste Teil, idealerweise auf eine IMAX-Leinwand, denn Teil 2 ist im Gegensatz zu Teil 1 komplett in IMAX-Formaten produziert. Dune: Part Two ist ein hervorragend erzähltes und atemberaubend gefilmtes Meisterwerk, das künftig die Messlatte hochlegt. So, und zwar nur so, muss ein Film wie dieser sein. Wer dieses Niveau erreichen oder gar übertreffen will, muss sich mächtig ins Zeug legen – und braucht eine ähnlich komplexe und überreiche Vorlage. 

Schauwerte inszenieren kann kaum jemand besser als Villeneuve. Pauls Sandwurmritt dürfte ebenso ikonisch werden wie die spektakuläre Arenasequenz auf dem Harkonnen-Planeten, die Kameramann Greig Fraser mit seiner Idee, die Szene Infrarot zu drehen, zu einem der aufregendsten Sequenzen der letzten Jahre machte. Für Teil 1 erhielt er bereits den Oscar und es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn er für Teil 2 nicht mindestens eine Nominierung erhält. Jede Einstellung zeigt Könnerschaft, sei es in den dunklen Sietchs, sei es an der Sonne. Actionszenen sowie das Finale sind griffig und ohne Hast inszeniert, haben Struktur und bieten Übersicht. Immer ist die Leinwand prall gefüllt, nichts wird durch Kameramätzchen oder zu schnellen Schnitt ruiniert. 

Charakterentwicklung wird drastischer

Spannend ist die Entwicklung Pauls, der sowohl in Buch als auch Film vom Sympathieträger zur ambivalenten Person wird. Villeneuve will also, dass seine Lichtgestalt Paul drastischer geschildert wird als im Roman. Er möchte keine Fehldeutungen und Missverständnisse. Paul wandelt sich zum Feldherr und lässt einen Krieg losbrechen, der das Universum erschüttern und Milliarden Menschen das Leben kosten wird.

Auch Stilgar erfährt im Film eine andere Konturierung: Villeneuve lässt ihn im Verlauf des Films auf geradezu satirische Weise zu einem religiösen Eiferer werden, der blind ist vor Verehrung und die Massen zum Heiligen Krieg anstachelt. Oscar-Preisträger Javier Bardem lässt den Fremen-Anführer in diesen Momenten würdelos erscheinen, nur noch erfüllt vom naiven Vertrauen in den Lisan al Gaib. 

Diese Zuspitzung ist heutzutage aktueller und lässt sich auch als kritischer Kommentar über Heilsversprecher und noch deutlichere Kritik an religiösen Figuren lesen. Weit reisen muss der Franko-Kanadier Villeneuve dafür nicht, schließlich hat er mit den USA einen Staat vor der Haustür, in dem sich eine immer fundamentalistischere christliche Gemeinschaft hinter Donald Trump schart. Aber natürlich zeigt uns der Blick auf andere Regime in der Welt, dass wir es mit einer echten Gefahr zu tun haben.

Religionskritik in Buch und Film

Romanautor Frank Herbert war enttäuscht darüber, dass seine im Buch implizierte Kritik an religiösen Bewegungen und Führern nicht von allen verstanden wurde – deshalb schrieb er einige Zeit später Der Herr des Wüstenplaneten, den Villeneuve auch unter dem Originaltitel des Romans Dune: Messiah verfilmen wird.

Für Fanatiker hatte schon Romanautor Frank Herbert keine Gnade übrig; Regisseur Denis Villeneuve reißt ihnen noch gnadenloser sämtliche Masken herunter. Es ist die Stärke des Films, die ambivalenten Charaktere zuzulassen und dem Publikum somit letztlich Identifikationspotenzial zu entziehen oder sie als Fanatiker zu entlarven – angesichts eines Budgets von annähernd 200 Millionen Dollar eine mutige, fast schon riskante Entscheidung. 

Puristen des Romans können daran vielleicht Anstoß nehmen. Dass man einen Roman des Jahres 1965 allerdings in Details der heutigen Welt anpasst, ist eine vernünftige Entscheidung – und wahrscheinlich auch eine notwendige. Denn wie soll man aus heutiger Sicht rechtfertigen, für einen Kriegstreiber Sympathie aufzubringen? Da hatte es Frank Herbert in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts natürlich leichter. 

Chalamet Superstar

Hauptdarsteller Timothée Chalamet dürfte mit Dune: Part Two nun endgültig der Platz in der Premium-Klasse der Superstars geglückt sein – immerhin spielte sein erst im Dezember angelaufener Film Wonka weltweit bislang mehr als 630 Millionen Dollar ein, Dune: Part Two hatte in den USA den besten Filmstart seit Oktober 2023 und hat über 710 Millionen Dollar in die Kassen gespült.

Innerhalb nur weniger Monate in zwei derart hochkarätigen Kassenmagneten die Hauptrolle zu spielen, ist ein Karriereboost der Sonderklasse, die ihn auch hinsichtlich Gagen in den Olymp katapultiert. Während Dune: Part Two noch in den Kinos lief, arbeitete er bereits an seinem nächsten Film, in dem er Bob Dylan spielt.

Nächster Dune-Film wird kommen

Kaum hatte Dune: Part Two die Marke und 600 Millionen Dollar Einnahmen überschritten, gab es offiziell grünes Licht für den nächsten Dune-Film. Dieser wird den 2. Roman des Zyklus verfilmen, der im Deutschen unter Der Herr des Wüstenplaneten bekannt ist. Es gilt aber als sehr wahrscheinlich, dass der Film auch in Deutschland den Originaltitel des Buches tragen wird, nämlich Dune Messiah.

Villeneuve hatte von vornherein davon gesprochen, dass er immer diese drei Filme drehen wollte, da sie für ihn eine Einheit bilden. Unklar war zwischendurch jedoch, ob er sich sofort um Teil 3 kümmern würde. Doch nun ist klar: Dune Messiah wird definitiv sein nächster Film, an dessen Vorproduktion er bereits arbeitet. Dass Chalamet erneut die Hauptrolle übernehmen wird, ist zwar noch nicht offiziell, aber grundsätzlich nötig – schließlich spielt sein Charakter Paul Atreides auch hier die Hauptrolle. Für Chalamet wird sich eine Rückkehr zum Wüstenplaneten also sicherlich lohnen, während wir und schon langsam daran machen können, uns auf diesen kommenden Teil zu freuen.

Dune: Part Two
USA 2023
Regie: Denis Villeneuve
Mit: Timothée Chalamet, Zendaya, Rebecca Ferguson, Javier Bardem, Austin Butler, Joh Brolin, Florence Pugh, Dave Bautista, Christopher Walken, Léa Seydoux, Stellan Skarsgard, Charlotte Reampling
Produktion: Legendary/ Warner Bros.
Länge: 165 Minunten
FSK: 12

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